- 86 - 1467. Juni 22. u. Juli 6. Priorin und Convent des Jungfrauenklosters in Ratibor haben dem Papste Paul II. durch ihren Procurator Joh. Vrdeman eine Supplik dieses Inhalts überreicht: Ante memoriam hominum citra in dioc. Wrat. opido Ratiboriensi fundatum et erectum est notabile monasterium sanctimonialium sub regula fratrum Predicatorum in clausura et observancia degencium Sancti Spiritus nuncupatum, ad quod iure dominij vel quasi spectavit et pertinuit quoddam opidum Baworow cum nonnullis villis, mit einem Ertrag von 600 ungr. Gulden. Die Dörfer werden an andern Stellen genannt: Sulkow (Zülkowitz), Dziehylow (Eiglau), Cirwenkow (Tschirmkau), Czawecheczen (Zauchwitz), Bezdirkow (Bieskau), Nekazanitze (Osterwitz), Dzbanckij, Petrowitze, und Jastrzabe (Jastrsemb Kr. Rybn.) in Oppauiensi, Carnowiensi et Reybniczensi districtibus Wrat. et Olom. dioc. Dieses Besitzes habe Herzog Nikolaus von Ratibor sie de a. 1440 vel circa widerrechtlich und gewaltsam beraubt. Priorin und Convent erwirkten deshalb ein päpstliches Rescript an den Archidiaconus von Krakau und die Pröpste der Kirchen SS. Floriani et Hadewigis extra muros Crac. gegen Wenceslaus, den Bruder des Nicolaus und post eius obitum occupatorem. Einer dieser Judices delegati excommunicirt und interdicirt den Herzog, auf dessen Appellation neue Judices in partibus ernannt werden, welche den Breslauer Official subdelegiren. Nach dem Tode des Herzogs Wenceslaus waren inzwischen des Nicolaus Söhne Wenceslaus und Johannes gefolgt, und gegen diese wurden Klageschriften eingereicht, und viele Zeugen verhört, welche den ruhigen Besitz der Nonnen seit 60 Jahren bewiesen haben sollen. Es erfolgte eine Sentenz zu ihren Gunsten; die Herzoge wurden zur Restitution und 15000 ungr. Fl. nebst 400 Mark Schadensersatz und Kosten verurtheilt. Gegen diese Sentenz appellirten sie wieder nach Rom, behaupteten die Nullität des Verfahrens, und erhielten von drei Auditores Rotae successive drei günstige Entscheidungen. Hiergegen wird nun geltend gemacht, dass der Procurator des Stifts dagegen keine weitere Hülfe gewährt habe, als von jeder Entscheidung zu appelliren, dass die Cassation non ex cognicione principalis negocii erfolgt sei, sondern wegen Formfehler, quas subtilitates oratrices scire non tenebantur, cum eas deceat a strepitu causarum esse quietas; dass die Sache als ein spolium publicum et notorium Abhülfe dringend verlange, und das Kloster durch die Beraubung und die Prozesskosten schon vollständig verarmt sei: ne monasterium deserere et hostiatim in verecundiam professionis earundem mendicare cogantur, bitten sie den Papst als ihre letzte und einzige Zuflucht, dass er dem Auditor Joh. de Cesarinis, qui ultimam sententiam de nullitate tulit et apud quem acta existunt, auftrage, summarie, ohne Appellation, über die Sache selbst zu entscheiden, und ohne Rücksicht auf die Nullität von den Aussagen der Zeugen Gebrauch zu machen, oder auch nach Umständen neue zu veranlassen. Ein langes und mit blasser Dinte sehr eng geschriebenes, zum Theil unlesbares Dokument mit anhangendem Siegel. Codex Diplomaticus Silesiae, hrsg vom Vereine für Geschichte und Alterthum Schlesiens, Bd 2, Urkunden der Klöster Rauden und Himmelwitz, der Dominicaner und Dominicanerinnen in der Stadt Ratibor. Hrsg von dr. W. Wattenbach, Breslau 1859.
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